Die Eröffnungsrede

eroeffnungsrede-woerlitz-100_0308Als uns im Herbst vorigen Jahres Frau Alex von der Kulturstiftung DessauWörlitz den Vorschlag unterbreitete, das leerstehende Gebäude des Eisenhart als Galerie zu nutzen, schwankten unsere Reaktionen von euphorisch bis zurückhaltend. Wir, das sind Fred Lange, Wolf-Erik Widdel und ich, Jürgen Ludwig, entschlossen uns, hier eine Galerie zu betreiben, in der ausschließlich unsere eigenen Arbeiten angeboten werden. Deshalb der Begriff Autorengalerie. Es entwickelte sich eine problemlose und angenehme
Zusammenarbeit mit der Kulturstiftung DessauWörlitz. Dafür bedanken wir uns bei Herrn Dr. Weiß, bei Frau Alex, Frau Bode, Frau Weese, Herrn Dr. Alex und Herrn Petzel. Dieser hat uns in die Geheimnisse der Alarmanlage eingeweiht. Er tat das so gut, daß wir es sogar verstanden haben.
Für unsere Arbeit haben wir auch Anregungen aus dem Park und dem gesamten Dessau-Wörlitzer Gartenreich genommen. Wolf-Erik Widdel wurde durch die zahlreichen Wiesen im Park zu seinen Objekten “Große Wiese” und “Kleine Wiese” inspiriert. Ich habe z.B. ein Stück Eibe verarbeitet, das nur etwa 200 m von hier entfernt einst als Pfahl der Uferbefestigung genutzt wurde und in den 70-er Jahren aus dem See entfernt wurde. Fred Lange wurde durch die zahlreichen Statuen im Park dazu angeregt, kleine Statuen zu fertigen. Deren Sockel ist aus einem Holz des Gartenreichs. Diese Statuen sind alle signiert mit den Buchstaben FAE – Fine Art Eisenhart. Ich möchte Ihnen, Herr Dr. Weiß, eine dieser Statuen überreichen. Das Holz dieses Sockels ist Mooreiche, die aus dem Kühnauer See kommt. Diese Eiche stand in Sichtweite Ihres Dienstzimmers, aber schon vor 3000 Jahren. Die Statue stellt einen abstrahierten Engel dar als Metapher für eine “beflügelte” Zusammenarbeit.
Wir haben lange überlegt und gerätselt, wie wir unser Unternehmen wohl nennen könnten. Aus 60 Ideen wählten wir schließlich “Ateliergemeinschaft Fein Art Eisenhart”. Wir kamen leider nicht ohne die englischen Begriffe “Fine” und “Art” aus, aber dadurch entstand eine schöne und melodische Wortspielerei mit “Eisenhart”. Natürlich untersuchten wir, ob es diesen Begriff schon gäbe und ob wir vielleicht Namensrechte verletzten. Zu unserem Erstaunen stieß ich darauf, daß ein Genie und Visionär zugleich die drei Buchstaben F, A, E schon verwendete, als an den Eisenhart und unsere Galerie noch gar nicht zu denken war. Genie und Visionär war Johann Sebastian Bach. In der glücklichsten Zeit seines Lebens schrieb er im benachbarten Köthen um 1720 seine Suiten für Violoncello solo. Das geschah 60 Jahre, bevor der Eisenhart gebaut wurde und mehr als 280 Jahre vor der Entstehung unserer Galerie. In der dritten Suite kommt dieses F-A-E zusammenhängend vertont vor. Interessant ist, daß dies erst 4 Takte vor dem Schluß passiert. Bach hat also einen langen Anlauf genommen, um endlich das Wichtigste dieser Suite uns zu bieten. Hier können Sie die Noten sehen.
Diese 3 Töne F-A-E möchte ich Ihnen gern so, wie sie Bach geschrieben hat, auf meinem Cello vorspielen. Nicht die ganze Suite bringe ich dar, sondern nur eben das Wichtigste:
F-A-E.
Ich wiederhole das gern einmal:
F-A-E.
Wegen des großen Beifalls, den ich insgeheim erwartet habe, bringe ich eine Zugabe: ich spiele den Eisenhart von hinten, nämlich
E-A-F.
Wahrscheinlich war das der kürzeste Musikbeitrag, den Sie je während einer Ausstellungseröffnung gehört haben!
Ich danke Ihnen für Ihr Ausharren und wir laden Sie zu einem Glas Wein ein.
Herzlichen Dank!

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